Sozialkapital: die Kraft der Gemeinschaft

Fr. 26.09.2025

In einer Zeit, in der Individualisierung, Digitalisierung und gesellschaftliche Spannungen zunehmen, wird der soziale Zusammenhalt auf die Probe gestellt. Damit beschäftigte sich die Tagung „Das Ganze im Blick – Die Bedeutung des Sozialkapitals für eine solidarische Gesellschaft“ des Dachverbands für Soziales & Gesundheit am 25. September im Pastoralzentrum Bozen. Gemeinsam diskutierten Expert/inn/en aus Wissenschaft, Wirtschaft und Sozialwesen über die Rolle von Vertrauen, echten sozialen Netzwerken und gemeinschaftlichen Werten in einer zunehmend fragmentierten Gesellschaft.
„Wir wollen zeigen“, erklärte Dachverband-Präsident Wolfgang Obwexer, „wie wichtig soziale Beziehungen und Vertrauen sind. Durch den Austausch zwischen verschiedenen Fachbereichen sollen neue Ideen entstehen, wie wir voneinander lernen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken können.“
In Impulsreferaten erklärten die Universitäts-Professoren Gottfried Tappeiner und Ennio Ripamonti, dass Sozialkapital kein Vermögen im klassischen Sinn ist. Es ist kein Geld oder Besitz, sondern ein unsichtbarer Wert, der entsteht, wenn Menschen gut miteinander auskommen und zusammenarbeiten. Sozialkapital entsteht durch Begegnung, Beteiligung, Bildung und Vertrauen und zeigt sich dort, wo Menschen sich einbringen, füreinander da sind und Verantwortung übernehmen. Beispiele sind etwa die Nachbarschaftshilfe, aber auch die Aktivitäten in Vereinen, Freiwilligenarbeit und Ehrenämter fördern das Gemeinschaftsgefühl. Gleiches gilt für jedes Unternehmen, denn in einem Team, das sich gegenseitig vertraut und unterstützt, wird effizienter gearbeitet, und die Stimmung ist besser. All das stärkt das soziale Klima und trägt zur Lebensqualität bei.
„In einer Welt“, betonte Landesrätin Rosmarie Pamer, „in der gesellschaftliche Spaltung zunehmend spürbar wird, sei es in den Medien, in politischen Debatten oder im Alltag, ist es wichtiger denn je, die verbindenden Kräfte zu stärken. Sozialkapital ist der <soziale Kitt>, der die Gesellschaft zusammenhält. Wir müssen darauf gut schauen und uns darum kümmern, dass dies nicht verkümmert, in allen Bereichen, vom Kindesalter an.“
Damit sich unsere Gesellschaft positiv entwickelt, solle dem „sozialen Kitt“ viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Durch Zusammenarbeit und Austausch können Konflikte reduziert und Herausforderungen besser gemeistert werden. Werte wie Hilfsbereitschaft, freiwilliges Engagement und gegenseitiges Vertrauen eröffnen dem Einzelnen und auch der Gemeinschaft große Handlungsspielräume.
Die Veranstaltung verstehe sich als Startpunkt, sagte Wolfgang Obwexer zum Abschluss der Tagung: „Wir alle haben die Möglichkeit, uns um den Nächsten zu kümmern. Als Dachverband wollen wir uns weiter um den Dialog kümmern und ihn jetzt hinaustragen in die Bezirke.“ Durch den Austausch sollen praktische Lösungsansätze entwickelt und langfristige lokale Netzwerke aufgebaut bzw. gestärkt sowie Kooperationen zwischen verschiedenen Akteuren in Gang gesetzt werden.
Die Tagung wurde vom Dachverband für Soziales & Gesundheit in Zusammenarbeit mit den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaften, dem Betrieb für Sozialdienste Bozen und der Gruppe Südtirol Sozial – Alto Adige Sociale organisiert und wurde unterstützt von der Sozialgenossenschaft EOS, der Lebenshilfe sowie der Stiftung Südtiroler Sparkasse und der Autonomen Provinz Bozen.

Quelle: Dachverband für Soziales & Gesundheit

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Während der Tagung